Was wird denn da gebaut!

Infoveranstaltung der Kirchengemeinde und des Gedenkstättenvereins.
Am 30.06.2022 veranstalteten die Kirchengemeinde und der Verein Gedenkstätte KZ Engerhafe eine gemeinsamen Informationsveranstaltung, in der über die Bauarbeiten am Pfarr- und Gemeindehaus in Engerhafe und über die Planungen des Vereins für eine neue Ausstellung berichtet werden sollte.

Nach der gemeinsamen Begrüßung durch Pastorin Herresthal und die Vorsitzende des Gedenkstättenvereins Frau Osterwald, berichtete Timo Gerdes vom Amt für Bau und Kunstpflege, Außenstelle Aurich, sehr ausführlich über die bisherigen und zukünftigen Arbeiten an dem Pfarr- und Gemeindehaus in Engerhafe.

Herr Gerdes, der die Bauleitung innehat, stellte zunächst die Arbeiten im historischen Steinhaus vor, anhand von Bildern zeigte er uns den gegenwärtigen Zustand im entkernten Gebäude. Nach dem Entfernen der Vorsatzwände und der Innenwände sind einige Details aus voriger Zeit sichtbar geworden, so eine kleine Kachelwand hinter einem ehemals vorhandenen Kamin, eine Bretterverschalung an der noch alte Tapetenreste sichtbar waren und im ehemaligen Amtszimmer eine Nische, deren Bedeutung bisher noch unklar ist.

Abbildungen: links; ehemalige Kachelwand an der Westseite, rechts; Bretterverschalung im ehemaligen Amtszimmer; Fotos: Timo Gerdes

Im Obergeschoss bereitet der Fußboden Probleme, der nach Westen um mehrere Zentimeter geneigt ist und im gesamten Steinhaus gibt es mehrere historische Balken die nicht mehr tragfähig sind.
Die Innenwände im historischen Steinhaus, die allesamt jüngeren Datums sind, sollen auch nicht wieder aufgebaut werden. So erhält man einen Raum in der eine Ausstellung gezeigt werden kann, die aber auch ihre historische Identität nicht verliert.
Der mittlere Teil des Gebäudes stammt aus dem Jahr 1911 und steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Hier wird der Haupteingang zum Gebäude sein und nach Norden hin werden sich die Räume der Kirchengemeinde anschließen. Der Gebäudeteil, der auf dem Anbau aus den 60-ger Jahren aufbaut und in der sich der Eingangsbereich zum Gemeindehaus, die Küche und die Sanitärräume befanden, ist mittlerweile abgerissen und wird in veränderter Form neu aufgebaut.
Herr Gerdes berichtete noch dass den Bauarbeiten umfangreiche Ausgrabungen vorausgingen, von denen er Bilder zeigte. Die Funde wurden von der Ostfriesischen Landschaft dokumentiert bevor man die Ausgrabungsgrube wieder verschloss.
Pastorin Herresthal und Frau Osterwald sprachen anschließend über die gemeinsame Nutzung des Gebäudes durch die Kirchengemeinde und den Gedenkstättenverein. Durch den gemeinsamen Eingang ergeben sich „Berührungen“. Ausstellungsbesucher erfahren dass sich hier eine Gemeinde trifft, um ihren christlichen Glauben zu leben. Gemeindehausbesucher werden mit dem Umstand konfrontiert das seinerzeit in ihrem unmittelbaren Umfeld Menschen in einem KZ-Außenlager gelitten haben und hier verstorben sind.
Im Anschluss stellte Dr. Simone Erpel ihre bisherigen Planungen für eine neue Ausstellung vor. Ihre Leitfragen zur neuen Ausstellung sind:
Warum bestand ausgerechnet in dem ostfriesischen Bauerndorf Engerhafe ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme?
Wer musste in der Region – so wie die 2000 KZ-Häftlingen – noch für die Wehrmacht Zwangsarbeit leisten?
Wie wurde nach 1945 mit der Verbrechensgeschichte dieser Orte im Lokalen und Regionalen umgegangen?

Abbildung: Detail des PowerPoint Vortrags von Simone Erpel

Anhand eines schematisierten Gebäudeplans erläuterte sie wo und welche Themen zu sehen sein werden. Wichtige Punkte sind hier die Biografien der KZ-Insassen, die Beerdigungszettel von Engerhafe und die Lager für Zwangsarbeiter in und um Aurich.
Während der Infoveranstaltung wurde auch Zeit gegeben für Gespräche an den Tischen und für Rückfragen an die Vortragenden.