Eröffnung der Ausstellung zur Geschichte der Frauen im KZ Neuengamme am 22.04.2011 durch P. Dr. Dieckmann-von Bünau
Seien Sie herzlich willkommen zu Eröffnung der Ausstellung zum Kampf der Frauen im KZ Neuengamme.
Am Karfreitag vor einem Jahr haben wir zu dieser Zeit die Ausstellung „Die Zeichnung überlebt“ eröffnet, und so kann man fast schon sagen, dass es eine Tradition ist, dass wir uns am Karfreitag mit diesen Leidensgeschichten befassen, für die uns – hier in der Kirche – das Leiden Jesu Christi den Blick öffnet.
In den vergangenen Gottesdiensten haben wir in gehört, wie Jesus vor seiner Hinrichtung geschmäht und verspottet wurde. Man hat versucht, ihm die Würde zu nehmen.
Auch den Frauen, um die es in dieser Ausstellung geht, versuchte man die Würde zu nehmen. Nicht erst, als sie in das Konzentrationslager getrieben hat. Es begann schon lange vorher, mit den Nürnberger Gesetzen, mit denen 1935 die Nationalsozialisten zwischen Menschen erster Klasse und Menschen zweiter Klasse unterscheiden wollten. Dass sie das tun würden, war für diejenigen, die das Parteiprogramm der NSDAP von 1923 gelesen haben, keine Überraschung. Es geht damit weiter, dass in der rassistischen Ideologie der Nazis manche Menschen gar keine Menschen mehr sein sollten, dass sie gar lebensunwert sein sollten.
Was die Nazis seid ihren Anfängen gedacht haben, haben sie und ihre Helfer dann in Neuengamme und auch hier in Engerhafe ausgeführt. Daran erinnern wir immer wieder.
Diese Ausstellung setzt nun einen besonderen Akzent. Denn zu allermeist werden die Geschichten der KZ-Häftlinge als Opfer-Geschichten erzählt, und sie waren ja auch Opfer, sie waren passiv, hatten zu erleiden. Hier aber geht es um ein Stück Widerstand an einem Ort, an dem eigentlich gar kein Widerstand möglich war. Es geht um einen Kampf, und zwar um einen Kampf um die eigenen Würde. „… dass wir es verstanden haben, in dem fürchterlichen Kampf Frauen zu bleiben.“
Aus diesem Zitat, das über der Ausstellung steht, höre ich sogar Selbstbewusstsein heraus, ein Bewusstsein der eigenen Würde als Frau unter vollkommen unwürdigen Bedingungen.
Das berührt mich.
Dank des Vereins Haus der Geschichte Fehnhusen 10 können wir diese Ausstellung in dieser Kirche sehen und damit in einem Raum, der getragen ist von dem Glauben, dass jeder Mensch dieselbe Würde hat. Im Angesicht Gottes gibt es keinen Mensch ohne Würde. Denn nach unserer Auffassung sehen wir im Angesicht der Menschen ein Bild Gottes. Weil Gott den Menschen nach seinem Ebenbilde geschaffen hat, ist jeder Mensch von einer unermesslichen Würde.
Vielleicht werden Sie sagen, dass das ja erstmal nur schöne Worte sind. Denn die Wirklichkeit sah nicht nur in den Konzentrationslagern, sondern sieht auch heute an vielen Orten der Welt ganz anders aus. Da wird diese Würde von Menschen so oft mit Füßen getreten. Damals wie heute haben viele Menschen den Kampf um ihre Würde verloren.
Alles, was wir tun können, ist, dass wir an diese Menschen erinnern, ihre Namen bewahren, an ihre Würde erinnern. In der Hoffnung, dass wir damit wenigstens ein Bruchstück ihrer Würde bewahren können.
Lassen Sie uns in dieser Hoffnung nun die Ausstellung anschauen.