Rund 180 Gottesdienstbesucher*innen kamen am 24. Juni zur regionalen LandAndacht nach Upende. Peter Doden, Annegret Köpsel und Anna Meyerhoff hatten auf ihren Hof eingeladen.
Anna Meyerhoff begrüßte die versammelte Gemeinde und erzählte von der langen Geschichte ihres Hofes.
Pastor Wolfgang Beier führte die Besucher*innen in das Thema der LandAndacht ein und machte konkrete Vorschläge, um die Situation der Landwirtschaft und der Natur zu verbessern: „Nachhaltigkeit ist mir wichtig, Blühstreifen z.B., und dass alle Gärtner so etwas brauchen, wenn sich was ändern soll, beim Mit Finger gleich immer auf Landwirte zeigen ändert sich nämlich nichts. Aber auch die sollen Wegränder und Gräbenkanten wieder erblühen lassen, aber auch die Deich und Sielacht! Und die Deutsche Bahn! Es fängt klein bei uns an, unsere Kulturlandschaft in der wir leben, zu bewahren, wir sind es, die beim Bauern einkaufen und so über einen guten Preis eine gute Qualität ermöglichen.“
Als Co-Prediger sprach der Landwirt Peter Habbena aus Wirdum sehr eindrücklich über die Verantwortung aller für unsere Zukunft.
Pastor Dreier aus Engerhafe hielt die Predigt am Johannistag. Johannes, der Täufer. Er, dessen Geburtstag am 24. Juni gefeiert wird, genau 6 Monate vor der Geburt Jesu, ist auch der Namenspatron der Engerhafer Kirche. Johannes hatte die Menschen zur Umkehr aufgerufen. „So, wie die Welt ist, soll und kann sie nicht bleiben. Tut Buße“, ruft er den Menschen zu. „Ändert Euer Leben, sonst geht die Welt vor die Hunde!“ Dreier sagte in seiner Predigt:
„Heute haben wir als Verbraucher die Wahl und die Produzenten – gerade im landwirtschaftlichen Bereich – oft die Qual. Die Qual, anders wirtschaften und produzieren zu müssen, als sie es eigentlich lieber wollten. Alles hat seinen Preis. Auch vermeintlich gute Zeiten.
Wir kaufen und kaufen – Und wir verbrauchen – Energie, Nahrungsmittel, natürliche Ressourcen. Wir können das ja auch. Wir leben ja in Ostfriesland.“
Ein Blick in andere Länder und Kontinente zeige, so Dreier, dass es da oft anders aussieht. „Kriege, Hunger, Armut, Müllberge, Krankheiten, Terror, Unrecht, Gewalt – Tod. Die Tagesordnung. Oder noch mehr Reichtum, Konsum – Umweltverschmutzung. Und alles hat seinen Preis.“ Es reiche nicht, nur hier vor der eigenen Haustür zu schauen. Da gäbe es ja gute Lösungsansätze. Einer heiße z.B. regionale Vermarktung. „Das ist sehr gut – und schmeckt auch noch. Aber wir sitzen alle im globalen Boot und das kostet – das hat seinen Preis und wir zahlen ihn mit.“
Und dabei sei man „blind für die Wahrheit, dass wir als Menschheit umkehren müssen, um zu überleben. Denn so geht es doch nicht weiter. Und erst recht nicht mit einer Politik der kleinen Schritte. Ein bisschen weniger CO2 Emissionen, ein wenig mehr Verzicht auf Plastiktüten. Vielleicht eine Reduzierung des Kohleabbaus. Sind wir so blind, dass wir nicht sehen, wohin uns das führt? Wir sind doch erstarrt vor Angst vor der Wahrheit.
Wir haben Angst vor den nötigen Entscheidungen, die uns selbst betreffen müssen und uns und unser Kauf- Ess- und Lebensverhalten, unsere Wertschätzung für Lebensmittel, unsere selbstverständlichen Ansprüche an das Leben verändern werden. Wir haben Angst davor, dass wir uns radikal verändern müssen. Wir haben Angst, uns der Wahrheit zu stellen, dass dann, wenn wir einfach so weitermachen, die Veränderungen, die dann auf uns zu kommen, nicht weniger radikal sein werden, nur haben wir dann keine Gestaltungsmacht mehr. Dann werden wir fliehen vor den Resultaten unserer Ignoranz. Leprakranke mussten früher außerhalb menschlicher Wohnstätten leben, damit sie niemanden anstecken konnten. Unsere Art zu leben, wenn wir sie nicht verändern, wird uns auch ins Exil führen, jenseits unseres Garten Edens – und wir werden unsere eigenen Fluchtgeschichten kreieren.
Heute sterben Menschen. Im Mittelmeer, sie ertrinken, verdursten. Woanders verhungern Kinder! Menschen sterben durch Folter. Wer die Wahrheit sagt, wird mundtot gemacht.“
Und dabei, so Dreier, gäbe es doch auch das Andere in dieser Welt:
„Es gibt die Wahrheit, Würde, Gerechtigkeit und Recht. Es gibt Solidarität, Teilen, Verantwortung und Vertrauen, Zivilcourage, Hoffnung, Liebe, es gibt Leben!“
Die radikalen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur beantworten mit radikalen Veränderungen unseres Verhaltens – und das gilt global für die Menschheit. Es gilt im Kleinen, wenn es um Milchpreise geht und im Großen, wenn wir an die Klimaveränderung und seine Folgen denken.“