Liebe Leserinnen und Leser,
die Sängerin Hildegard Knef hat einmal gesungen: „Für mich soll’s rote Rosen regnen”.
Für mich soll’s rote Rosen regnen
Mir sollten sämtliche Wunder begegnen
Die Welt sollte sich umgestalten
Und ihre Sorgen für sich behalten
Das Glück sollte sich sanft verhalten
Es soll mein Schicksal mit Liebe verwalten
Viele von denen, die am Totensonntag den Gottesdienst besuchen, haben etwas ganz anderes erlebt. Die Sorgen hat die Welt nicht für sich behalten. Das Glück – es zerbrach – das Schicksal war nicht nur von Liebe geprägt.
Für mich soll’s rote Rosen regnen – aber: „Das Gras verdorrt, die Blume, die Rose, verwelkt,” so sagt es der Prophet Jesaja. (Jes. 40,8a)
Am Totensonntag denken wir an solche Erfahrungen; daran, dass Menschen, die uns begleitet haben auf unserem Weg, von uns gegangen sind. Voll Trauer und Wehmut schauen wir zurück, vielleicht aber auch schon ein wenig dankbar. Dabei erspüren und fühlen wir die vergehende Zeit und dass auch wir selbst vergänglich und sterblich sind.
“…und ihre Sorgen für sich behalten”- Ja, schön wär’s, aber wir wissen, dass das nicht geht. Der Tod ist Realität. Und der Totensonntag nimmt diese Wahrheit auf.
Zugleich heißt dieser Sonntag aber auch Ewigkeitssonntag: wir denken daran, dass diese Zeit voller Vergänglichkeit umgeben und umfasst ist von etwas, das größer ist, als unser Zeitempfinden und größer auch als unsere Vergänglichkeit: von Gottes Ewigkeit.
Es gibt etwas, das uns hält, auch wenn alles vergeht. Es gibt etwas, worauf unsere Hoffnung sich richtet, mitten in allem Verlust und mitten in aller Trauer.
Für mich soll’s rote Rosen regnen. Zum Schluss singt Hildegard Knef in ihrem Lied:
Für mich soll’s rote Rosen regnen. Mir sollten ganz neue Wunder begegnen.
Mich erinnert das an das Wort des Sehers aus der Offenbarung. Gott spricht: Siehe ich mache alles neu!
Mir sollten ganz neue Wunder begegnen! Ja, das ist auch mein Wunsch – neue Wunder, das neue Wunder sehen, glauben, spüren: das neue Wunder, das den Tod überwindet.
So gibt es in diesen Novembertagen in uns beides: auf der einen Seite Trauer über unsere geliebten Verstorbenen und das Erschrecken über unsere Sterblichkeit – und dann aber auch: ein Spüren und Ahnen, dass wir umfangen sind von der Ewigkeit.
Nun sind mir schon einige Menschen begegnet, die sagen: „Also das mit der Auferstehung, das kann ich nicht glauben und das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.“
Ich kann das verstehen, wenn Menschen sagen: “Nach dem Tod ist das Nichts!“ Wir wissen nicht, wohin wir gehen.
Und doch können wir glauben, dass wir nicht aus der Hand Gottes fallen.
Unsere Zeit wird umfasst von der Ewigkeit. Und dort wartet auf uns eine*r, die/der uns liebt und beim Namen gerufen hat. Ein Richter, der uns in Christus gnädig ansieht. Eine Heimat, in der wir endlich Zuhause sein werden. Ein Ziel, an dem die geheime Wahrheit meines Lebens endlich offenbar werden darf. Eine Umarmung der Liebe, die alle Kränkungen und Schmerzen heilen wird. Denn dort wartet Christus, der spricht: “Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.” Wir werden bei Gott sein.
Sicher, unsere Welt spiegelt davon wenig. Zu viele Fenster zur Ewigkeit sind heute verschlossen. Deshalb: lasst uns Menschen sein, die nach oben offen sind, die Ewigkeit im Herzen haben und deshalb Freundlichkeit im Blick und Liebe im Handeln.
Stimmen wir ein in das Lied:
Für mich soll’s rote Rosen regnen
Mir sollten ganz neue Wunder begegnen!
Mit einem herzlichen Gruß in jedes Haus,
Ihr/Euer Claus Dreier