Worte zum August und September

Liebe Leserinnen und Leser,
viele Menschen mögen Wettkämpfe. Die Fußballweltmeisterschaft liegt zwar schon wieder einige Zeit hinter uns, aber die Gefühle sind noch vertraut, die damit zusammen hingen. Selbst dabei sein ist für viele wichtig oder mitfiebern, wenn andere um den Sieg kämpfen und dabei die „eigene Mannschaft“ unterstützen. Und – ja, wenn sie verlieren, wie in Russland, lässt einen das auch nicht kalt.
Wer mitmacht, kann gewinnen! Und – verlieren! Natürlich handelt es sich um “Konkurrenzkämpfe” und auch viele Spiele suchen den Sieger, die Siegerin. Es scheint uns Menschen Freude zu machen, uns mit anderen zu messen – “Dabei sein ist alles!” sagen dann viele und „der Spaß ist das Wichtigste!“ Aber können alle so entspannt sein?!
Anders ist es ja auf jeden Fall leider oft im “wirklichen” Leben. Wir Menschen kommen auf die Welt und dann schlagen wir eines Tages so richtig die Augen auf und schauen uns um und sehen die anderen Menschen; und wir lernen, sie nach und nach als Rivalen zu sehen – und dann überschlagen wir die Chancen, die wir haben, im Leben voranzukommen; wir prüfen unsere Fähigkeiten, rechnen mit unseren Möglichkeiten, und siehe da: gleich neben uns gibt es da Menschen, die in irgendeinem Punkt besser da zu stehen scheinen, als wir selbst.
Sie sind schöner, klüger, reicher, besser, in irgendeiner Weise bevorzugt auf die Welt gekommen. Und die Frage ist: wie lässt es sich damit leben?
Die Frage, die wir Menschen an das Leben richten, ist nicht so sehr: „Was kann ich aus meinem Leben machen, oder was kann ich mit meinen Fähigkeiten tun?“ die tiefste Frage, die aus meinem Herzen kommt, gilt dem Wunsch und dem Bemühen, akzeptabel und liebenswert genug zu sein.
Ich möchte eine Liebe von anderen erfahren, die mir das Gefühl gibt: “Es ist gut, dass es mich gibt.” So weit, so gut! Aber für so eine Liebe macht der Mensch oft eben auch alles, denn nichts ist für ihn schlimmer, als denken zu müssen, meine Fähigkeiten reichen nicht aus, um die notwendige Liebe zu verdienen. Ja, sich “Liebe verdienen zu müssen” ist für viele eine durchaus geläufige Erfahrung.
Und so beginnt ja auch die Geschichte von Kain, der sich seinem Bruder Abel gegenüber für minderwertig hält, für unansehnlich und benachteiligt. Und das geht soweit, dass er seinen Bruder umbringt, um dessen Platz im Leben einzunehmen.
Die Welt ist voll von Menschen, die von ihren Gefühlen der Minderwertigkeit gefangen sind; die meinen, zu kurz gekommen zu sein und die sich einer schier übermächtigen Konkurrenz gegenüber sehen. Unsere Welt ist voll von Tätern, die, in ihrem Minderwertigkeitsgefühl gefangen, nach außen hin gewalttätig Macht demonstrieren, und denen es doch nicht gelingt, ihre Ohnmacht dadurch zu verlieren, was sie auch immer dafür tun.
Solange wir uns aber fragen, inwieweit wir besser oder schlechter sind als andere, werden wir immer jemanden treffen, der geringer ist als wir, und wir werden ihn verachten – und wir werden immer auch jemanden treffen, der besser ist als wir, und wir werden uns selbst dafür verachten!
In den Augen Jesu gibt es nur einen Weg, der aus der Rivalität des Lebens herausführt: er besteht darin, die Augen auf Gott zu richten, dem wir uns verdanken, und von dem wir alles, was wir sind, empfangen haben und zu erkennen: “Ich bin Gottes einmalige Schöpfung!”
Es kommt nicht darauf an, andere zu besiegen, besser zu sein, schöner, klüger, reicher oder was auch immer! Die wesentliche Frage besteht darin, wie wir mit dem umgehen, was Gott uns gegeben hat – und wird das zu unserer Frage, kehrt auf der Stelle Frieden in unser Herz ein.
Die Kunst des Lebens besteht darin, uns selbst schätzen zu lernen, mich selbst zu lieben und anzunehmen. Jeder Mensch ist liebenswert!
Ihr/Euer Claus Dreier

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