„BESONDERE ZEITEN“

Liebe Leserinnen und Leser,
wir erleben schon seit einigen Wochen „BESONDERE ZEITEN“ : Alles ist anders als sonst. Vieles steht still und wurde abgesagt. Viele sind zu Hause, etliche sind auf Kurzarbeit. Die Gottesdienste sind ausgefallen, auch die Konfirmationen mussten wir auf den Herbst verschieben – das kirchliche Gemeindeleben hat sich verändert.

Es sind schwere Zeiten gerade. Und für manche sind sie besonders schwer: zum Beispiel für die, die alleine wohnen oder die, die aufgrund von Kurzarbeit weniger verdienen oder die, deren Einnahmen komplett weggebrochen sind. Ich vermisse unsere Gottesdienste in den drei Gemeinden. Ich vermisse Sie und Euch.

Manchmal denke ich: Jetzt sind wir ganz auf uns selbst zurückgeworfen. Keine Berührungen mehr, „nur“ ein Lächeln auf Abstand. Und wenn wir dabei eine Maske aufhaben, ist das Lächeln nur schwer zu erkennen… keine oder nur wenige Besuche, nur die Erinnerung an schöne Besuche, keine Veranstaltungen mehr in unseren Gemeindehäusern und Kirchen. Da wird es einem schon manchmal langweilig und man fühlt sich einsam. Und jede und jeder von uns fragt sich: Wie lange soll das noch so weitergehen?

Ganz allmählich verändert sich unser Leben zwar wieder, die Schulen haben wieder den Unterricht aufgenommen und immer mehr Schüler und Schülerinnen dürfen von Woche zu Woche wieder zur Schule gehen. Die Läden sind wieder geöffnet und auch die Restaurants dürfen wieder ihren Betrieb aufnehmen – alles natürlich immer unter Einhaltung der entsprechenden Hygienemaßnahmen. Das gilt auch für die ersten Gottesdienste, die nun bald wieder stattfinden dürfen.

Vorsicht und Umsicht, Vernunft und Besonnenheit sind in diesen Tagen besonders wichtig. Und vor allem Gottvertrauen. „Gott ist treu“ – heißt es im 1. Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 9. Nur leider – denke ich manchmal – scheint er manchmal so weit weg.

Wir können ihm nicht in die Augen schauen, wir können ihn nicht berühren, wir können ihn nicht umarmen. Aber so ist es. Dennoch gilt: Gott ist treu und Gott ist da. Jetzt, wo wir ziemlich isoliert sind, können wir es neu lernen, uns ganz auf ihn und seine Gegenwart zu verlassen. Wir können es vielleicht auch lernen, seine Gegenwart, seine Treue, seine Liebe n e u zu erfahren und zu genießen. Bisher wurden wir vielleicht manchmal von ihm abgelenkt durch Hektik, durch Geschäftigkeit, durch andere Menschen, durch Schmerzen, durch schwermütige Gedanken. Jetzt ist in besonderer Weise Gott gefragt. In ihm können wir uns geborgen wissen. In ihm können wir uns angenommen wissen. In ihm können wir uns geliebt wissen.

Gott schütze Sie und Euch alle in diesen besonderen Tagen. Und dann hoffe ich, dass wir uns bald wiedersehen können – wenn auch zuerst mit Abstand…
Ihre/Eure Pastorin
Anita Schürmann