Helfer brauchen Hilfe

Jeder kann für Asylbewerber einen ehrenamtlichen Beitrag leisten und den Flüchtlingen beim Start in ein sicheres Leben helfen
von Barbara Hoppe

Wie verzweifelt muss man sein, wenn man seine Kinder – häufig mit hohen Kosten für Schleuser – auf eine lebensgefährliche Flucht in ein fremdes Land schickt, oft auch noch ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen? Die Lebensumstände und das Flüchtlingsdrama, zeugen von schierer Verzweiflung, von nackter Angst ums Überleben. Wer es aus Kriegsgebieten wie beispielsweise Syrien hierher geschafft hat, ist auf unser aller Hilfe angewiesen. Diese Zuzügler sind nur auf den ersten Blick eine Belastung. Schaut man genauer hin, sind sie eine echte Chance für Deutschland. In Zeiten, wo der demografische Wandel längst überall zu sehen ist, müssen sie willkommen geheißen werden, denn es sind zumeist entweder junge Menschen, die teils schon gut ausgebildet sind, oder kinderreiche Familien, die eine Alternative zu unserer gesellschaftlichen Vergreisung darstellen. Eines ist allen gemeinsam, sie wollen sich eine neue Existenz für ein Leben in Sicherheit aufbauen, daher sind alle übereinstimmend hochmotiviert. Ihnen jetzt Hilfestellung anzubieten und sie anzunehmen, ist der beste Schritt in eine lebendige Zukunft Deutschlands.

Die gut 55 Asylbewerber, die Südbrookmerland zugewiesen und in der Alten Meierei in Georgsheil untergebracht sind, müssen zunächst mit allem versorgt werden, denn ihnen ist nichts außer ihrem Leben geblieben. Solange sie nicht offiziell als Flüchtlinge anerkannt sind, haben sie keinen Anspruch auf Deutschunterricht und dürfen nicht arbeiten. Es gibt schon ehrenamtliche Helfer, die etwa Deutschunterricht erteilen. Aber die Helfer brauchen Hilfe. Jeder kann helfen und ist hochwillkommen, sei es beispielsweise zur Unterstützung beim Einkaufen oder Hilfe bei Arztbesuchen. Aber auch rein persönliche Kontakte wie etwa „Patenschaften“ helfen, dass sich die Menschen hier schnell einleben und integrieren können. Daher werden dringend viele Unterstützer gesucht.

Wer dabei mitmachen möchte, kann sich bei
Anna-Maria Müller (04942/202284),
Margritt Kubik-Harms (04942/4082) oder
Heike Schröder (04934/6200) informieren.

 Ryad Alawoa ist Jurist aus Damaskus. Der 50-Jährige hat die Flucht mit seiner 22-jährigen Tochter geschafft. Ein wenig verarbeitet er den Horror der Flucht beim Malen. Er ist von den Flüchtlingen zu ihrem Sprecher gewählt worden. Als erfahrener Richter ist er eine gute Wahl.

Dr. Shivan Omar, ein syrischer Kurde, ist ein 27-jähriger Arzt, der sechs Monate als Chirurg in Damaskus arbeitete. Als er nur für die Gefolgschaft von Machthaber Assad tätig sein sollte, beschloss er 2013, sich für ein Jahr der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ anzuschließen, die im irakisch-syrischen Grenzgebiet riesige Flüchtlingscamps versorgten. Ihm war klar, dass er nicht wieder zurück konnte, weshalb er sich mit seinem Bruder zu Fuß und per Bus über den Landweg aufmachte, teils nachts und in ständiger Angst vor Entlarvung. Der Bruder bat in Bulgarien um Asyl, aber Omar wollte unbedingt weiter nach Deutschland, wo er nach zwei Monaten Flucht ankam.  Ein weiterer Bruder, ein studierter Geologe, hat es auch schon nach Aachen geschafft, ihn hat er sogar schon einmal besuchen können. Omars Ausbildung ist hier anerkannt, einzig bei den Sprachkenntnissen hapert es noch. Daher nutzt er die Zeit für privaten Deutschunterricht, täglich radelt er nach Münkeboe, wo Werner Müller ihm Hilfestellung bei einem interaktiven Sprachunterricht der Deutschen Welle bietet.

Dr. Shadi Mohammed, ebenfalls ein 27-jähriger Arzt, der in der Ausbildung zum Chirurgen war und schon recht gut Deutsch spricht, bringt es für alle Flüchtlinge auf den Punkt: „Es macht einen verrückt, den ganzen Tag nur rumsitzen zu müssen und nichts tun zu dürfen“.

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Teilnehmer des Deutschunterrichts für Flüchtlinge

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