Liebe Gemeinde,
neulich besuchte ich einen Hobbymarkt. Da gab es einiges zu bewundern: selbstgebastelte Karten, selbstgestrickte Socken und kunstvoll ausgesägte Lichterbögen und vieles, vieles mehr. Für jeden Geschmack war etwas dabei. Und so verließ auch kaum jemand die Veranstaltung ohne eine oder mehrere Tüten über dem Arm.
Ich liebe es, über solche Märkte zu gehen. Vor allem auch in der Adventszeit. Zu stöbern, sich die Kunstwerke anzuschauen, das eine oder andere zu kaufen, um damit jemanden eine Freude zu machen.
Mein Blick fiel auf eine einzelne Stabkerze, die zusammen mit einem großen Kaminstreichholz verpackt war. Um Kerze und Streichholz war ein Zettel gebunden mit einem Text darauf. Meine Neugier war geweckt. Ich las mir den Text durch.
Ein Gespräch zwischen einem Streichholz und einer Kerze war hier abgedruckt. Das Streichholz wollte die Kerze anzünden. Doch die Kerze wollte nicht: „Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt.“ Die Kerze hatte Angst. Wenn sie angezündet wird, dann wird sie immer kleiner, brennt ab, bis sie irgendwann gar nicht mehr da ist. Dann möchte sie doch lieber schön und ganz bleiben, ohne Flamme, ohne Wärme, ohne Licht.
Natürlich ist an dieser Stelle das Gespräch noch nicht beendet. Das Streichholz lässt nicht locker: „Du bist eine Kerze und du sollst für andere leuchten und ihnen Wärme schenken.“ Eine Kerze wird erst dann zu einer Kerze, wenn sie brennt, wenn sie angezündet wird. Sonst bleibt sie nur ein Stück Wachs mit einem Docht.
Mich erinnert dieses Gespräch unweigerlich an Weihnachten. In der Adventszeit und auch am Weihnachtsfest zünden wir Kerzen an: am Adventskranz oder am Weihnachtsbaum. Gerade in der dunklen Jahreszeit leuchten die Kerzen besonders hell und wir können uns an ihrem Licht erfreuen und die Wärme der Flamme spüren.
Aber da ist noch mehr, das das Weihnachtsfest mit der Kerze verbindet. Mit seiner Geburt im Stall von Bethlehem begibt sich Gott in die Grenzen des menschlichen Lebens. Und dieses Leben endet irgendwann. Jesus Christus war wohl etwa 30 Jahre alt, als er am Kreuz stirbt. Mit der Geburt im Stall von Bethlehem haben wir auch schon seinen Tod am Kreuz im Blick. Das Holz der Krippe schlägt den Bogen zum Holz des Kreuzes.
Und obwohl die Geburt schon auf den Tod hinweist, hat Gott trotzdem den Schritt gewagt, ist Mensch geworden. Und hat schließlich den Tod auf sich genommen. Wie die Kerze sich beim Brennen verzehrt, so ist Jesus den Weg von Geburt bis zum Tod gegangen, hat sich für uns aufgezehrt, für dich und für mich, für uns alle. Das ist das Geschenk, das Gott uns in jener Nacht im Stall von Bethlehem gemacht hat.
Jesus selbst hat das Licht auf sich bezogen, indem er sagte: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12)
Sie sind herzlich eingeladen, sich mit Ihrer Kirchengemeinde auf dieses besondere Fest vorzubereiten und dabei die eine oder andere Kerze zu entzünden. Jeden Sonntag im Advent feiern wir Gottesdienst, an vielen Abenden treffen wir uns irgendwo in der Gemeinde zum lebendigen Adventskalender, am Heiligen Abend feiern wir drei Gottesdienste. Ich würde mich freuen, Sie hier oder dort anzutreffen.
Und so wünsche ich Ihnen viele lichte Momente in der nun kommenden dunklen Jahreszeit, nehmen Sie sich ruhig einmal die Zeit und zünden Sie sich eine Kerze an – es lohnt sich,
Ihre Anika Langer