2010 Gedenkveranstaltung für die KZ-Opfer

Seien Sie herzlich begrüßt in der Kirche in Engerhafe zur Gedenkveranstaltung „Das Fenster öffnen“. Ich freue mich, dass Sie alle heute gekommen sind, aus Engerhafe, aus Aurich, aus anderen Orten Deutschlands und aus den Niederlanden.

Ich heiße Sie willkommen, die Sie heute mit ihren Grußworten dieser Veranstaltung Wertschätzung verleihen: Herrn Landessuperintendent Dr. Klahr, Herrn Landrat Theuerkauff, Herrn Bürgermeister Windhorst und Herrn Bürgermeister Süssen. Vielen Dank an die Zeitzeugen, die sich für ein Gespräch mit Carl Osterwald zur Verfügung gestellt haben, vielen Dank Herrn Dr. Knoch für den Vortrag und vor allem vielen Dank allen, die diese Veranstaltung in der Kirche und im Historischen Pfarrhaus mit so viel Engagement vorbereitet haben. Dank auch an Euch, die Musiker des Collegium Musicum aus Aurich, dass Ihr uns wieder einmal besucht und dieser Veranstaltung einen Rhythmus mit Pausen zum Nachdenken gebt.

Es ist in meinen Augen gut, aber ja gar nicht selbstverständlich, dass wir diese Veranstaltung in der Kirche beginnen. Wenn wir hier sitzen, dann sprechen nicht nur die Menschen, sondern dann spricht auch dieser Raum mit uns.

Wenn wir hier sitzen, dann schauen wir auf den wunderbaren Altar und dort auf das Bild des leidenden Christus. Wir können es aushalten, auf dieses Leid zu schauen. Und deshalb können wir es auch aushalten, uns das Leid derer zu vergegenwärtigen, die damals hier im Lager gelebt haben und gestorben sind. Wir können es auch deswegen aushalten, weil das Leid Jesu eine Perspektive hatte, nämlich die Versöhnung und das Leben. Die Auferstehung, die Sie ganz oben auf dem Altar dargestellt sehen. Versöhnung und Leben – darin sehe ich auch eine Perspektive für diese Erinnerungsarbeit. Versöhnung, das ist ein großes Wort und eine große Sache, ich glaube, Versöhnung ist ein Geschenk Gottes. Meine Hoffnung ist, dass hier in Engerhafe Versöhnung geschehen wird, in der Begegnung zwischen Menschen, vielleicht sogar eine Versöhnung mit der Tatsache, dass es dieses Lager in Engerhafe gegeben hat, dass Menschen Zeugen geworden sind und wir deswegen die Aufgabe haben, an das Geschehene zu erinnern. Erinnern heißt Leben, heißt, dass wir die Namen der Toten, das Schicksal der Menschen nicht vergessen, sondern ein Stück ins Leben zurückholen. Und deswegen finde ich es gut, dass wir uns hier in der Kirche treffen, die mitten im Leben steht, und ich halte es für einen Glücksfall, wenn wir in einigen Jahren der Gedenkstätte in unserem Historischen Pfarrhaus Raum geben können, das dann ein Gemeindehaus sein wird. Bis dahin ist einiges zu tun, denn eine Sanierung eines solchen Hauses ist für eine einzelne Kirchengemeinde ein großer Kraftakt. Und wir hätten sie auch gar nicht planen können, wenn es nicht Leute gäbe, die dabei mithelfen, durch gute Ideen, durch konkrete Mitarbeit etwa bei den Ausgrabungen, und auch durch finanzielle Unterstützung für das Vorhaben. Und wir freuen uns über jeden Menschen, der das eine oder das andere noch beitragen kann.

Der Anfang ist gemacht, in dieser Hinsicht hat sich bereits ein Fenster geöffnet, mit dem Blick in die Vergangenheit wie in die Zukunft. Dass sich auf für Sie neue Fenster öffnen, das wünsche ich Ihnen für diese Veranstaltung.
Pastor Dr. Detlef Dieckmann-von Bünau